„Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten." Dieses Zitat von Katharina von Siena ist mir in Abiturzeiten mal über den Weg gelaufen und begegnet mir rund um den Jahreswechsel alle Jahre wieder in meinem Kopf. Mein persönlicher "Last Christmas"-Ohrwurm. Warum? Die persönliche Bilanz oder das „Haijaijai der einst gesteckten Ziele“: Wie ernst waren die noch gleich? Ganz klassisch neben mehr Sport in meinem Fall auch die verwahrloste Homepage endlich wieder auf Vorderfrau zu bringen. Der letzte Blogeintrag ist zwei Jahre her! Klar, habe auch ich eine Reihe wirklich handfester Erklärungen, warum das eine oder das andere eben nur bedingt geklappt hat. Aber den Januar als Startzeitpunkt für die Auffrischung alter Vorsätze in Angriff zu nehmen ist genauso Mainstream wie Bahnfahren als Klimaaktivistin. Also noch schnell im Dezember loslegen. Meine persönliche Bilanz ist im Grunde auch nicht völlig schlecht: Den 400 Meter hohen Hausberg schaffe ich inzwischen ohne Verschnaufpause und immerhin habe ich auf der Homepage meine Termine, den aktuellen Arbeitsort und hiermit meinen allerersten neuen Blogeintrag nach langer Pause noch im alten Jahr gestartet.
Ich finde auch zum Jahresende muss man nicht so streng mit seinem eigenen Gewohnheitstier sein. Auch Nichts-Tun erfordert Konzentration, Muße und Zeit. Das wissen alle, die es schon mal ernsthaft mit Meditation versucht haben.
„NICHT DER BEGINN WIRD BELOHNT, SONDERN EINZIG UND ALLEIN DAS DURCHHALTEN“.
Und trotzdem kommt auch von meinen Klienten immer mal wieder die Frage: Wie schafft man das mit diesem fiesen „am Ball bleiben“?
Tatsächlich verändern sich die Empfehlungen rund um diese Frage über die Jahre. Wo noch vor zehn Jahren die smarten (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) Ziele regierten, geht es heute immer häufiger um die Frage inwiefern die bewussten Motive eigentlich mit den unbewussten Bedürfnissen übereinstimmen (vgl. Storch & Faude-Koivisto, 2014). Oder vereinfacht ausgedrückt: Wie gut arbeiten Verstand und Bauch eigentlich zusammen? Weiß man eigentlich was der Bauch bzw. das Unbewusste so will? Wie holt man das Unbewusste ins Boot, um das Bewusste besser zu erreichen? Hierzu muss man wissen, dass das unbewusste Selbst am besten über metaphorische Bildsprache erreicht werden kann (Bucci 2002; Schultheiss/Strasser 2012). Deswegen wird im Coaching auch gern mit Bildkarten, Symbolen oder Fotografien gearbeitet.
Wer seine Ziele bisher gerne mal äußerst SMART verfehlt hat, aber immer schön verschriftlicht, der kann nach Jahren der zielomanischen Suche vielleicht mal etwas Neues für sich ausprobieren: eine Zielcollage oder ein Vision Board. Ich selbst habe leider einen Gendefekt, der akute Bastelunfähigkeit verursacht. Aber von der Nützlichkeit der Zielcollage habe ich bereits profitiert. Im Internet kursieren verschiedene Nuancen und Erklärungen dazu. Inzwischen gibt es dazu natürlich sogar eine Reihe von Apps. Ich persönlich favorisiere diese hier:
ZIELCOLLAGE ODER VISION BOARD - WIE EINE SCHULWANDZEITUNG NUR FÜR MICH
1. Phase: Produktion
Sie benötigen: einen Stapel Zeitschriften, Schere, Klebstoff und ein A3-Papier (oder größer) und den richtigen Moment.
Reißen Sie alles aus den Zeitschriften raus, was bei Ihnen („im Bauch“) spontan eine positive Assoziation auslöst. Nicht denken, reißen! Hierbei sollte ein möglichst großer Stapel entstehen. Zitate, Bilder, … alles ist erlaubt.
In den Erläuterungen zu Vision Boards startet man meist mit der Zieldefinition. Und findet dann dazu die passenden Bilder. Das geht sicherlich auch, aber damit schaltet man eben wieder erst das Hirn ein.
2. Phase: Realisierung
Nun wählen Sie aus dem großen Stapel alle Bilder aus, die in Bezug auf das kommende Jahr und Ihre Ziele eine echte Anziehungskraft auslösen und schneiden und kleben diese auf Ihre gewählte Unterlage. Alles kann, nichts muss.
3. Phase: Reflexion
Und jetzt sprechen Sie mit jemandem drüber zum Beispiel mit der besten Freundin oder dem besten Freund. Vielleicht hat der- oder diejenige sich selbst auch so eine Collage entworfen. Dr. Carmen Beilfuß, meine sehr geschätzte Ausbilderin im Systemischen Coaching („Fragen können wie Küsse schmecken“) empfiehlt dazu eine gute „Tasse Wein“. Nach der Reflexion hängen Sie sich ihre Collage prominent an die Wand oder richten es sich als Desktophintergrund ein. Und dann staunen Sie im kommenden Jahr über die Wirkung.