Sie sind nach über einem Jahr verstärkter Arbeit aus dem Home-Office, schon Videobesprechungs-Profi. Ihnen treibt das nächste Online-Meeting, welches Sie moderieren sollen, keine Schweißperlen mehr auf die Stirn und doch erleben Sie immer wieder das virtuelle Koma, welches nach schier endlosen Meetings um sich schlägt. Auch in Präsenzzeiten konnte man sich bereits erfolgreich zu Tode besprechen. Aber die Tatsache, dass man die geschätzten KollegInnen nun nur noch zweidimensional in Passfotogröße auf dem Bildschirm hat, hilft leider nicht gegen das lähmende Gefühl einer Online-Besprechung. Dieser Blog schenkt Ihnen und Ihren Teammitgliedern fünf Online-Aktivierungsübungen, die eine positive Wirkung entfalten und Freude verbreiten - analog des Effekts eines kleinen Gläschens Sekt. Na dann, Prost!
1. „Everybody who“
Ein sehr niedrigschwelliges Angebot für so ziemlich jede Online-Besprechung mit mindestens zehn Personen. Je mehr, desto besser. Einzige Voraussetzung (die man am besten in der Einladung schon kommuniziert) ist, dass JedeR ein Post-It griffbereit hat. Zu Beginn decken alle TeilnehmerInnen ihre Kameras mit diesem Post-It ab. Aufgedeckt wird anschließend nur, wenn das vom Moderator genannte Kriterium auf einen zutrifft. Bei der Wahl der Aussagen sind der Kreativität wie immer keine Grenzen gesetzt. Ein paar Ideen aus der Mottenkiste:
„Everybody who“/ Jeder der:
- heute schon Sport getrieben hat,
- das Protokoll gelesen hat,
- letzte Nacht hervorragend geschlafen hat,
- heute in der Besprechung unbedingt etwas Wichtiges loswerden möchte,
- einen der begehrten Friseurtermine ergattert hat,
- …
2. Spiegel-Theater
Dieses Angebot erfordert etwas mehr Aktivität der Teilnehmenden, bietet dafür aber auch die Chance zu befreienden Lachern und einer echten Auflockerung der erstarrten Runde.
Die Aktivierungsübung folgt nach dem Prinzip: Alle machen nach, was einer z.B. Reiner vormacht. Reiner kann hier sowohl nur verlegen in die Laptop-Kamera blinzeln als auch ein Karnevalslied anstimmen und wild Luftgitarre spielen. Wer fertig ist mit seiner Aktivierung darf den oder die Nächste nominieren (und sich selber wieder stumm schalten). Ist in Wahrheit noch lustiger als es hier im ersten Moment klingt.
3. Walk & Talk
Anstatt Kleingruppen mit einer spezifischen Fragestellung in virtuelle „Break-Out-Rooms“ zu schicken, kann man auch definierte Zweiergruppen an die frische Luft schicken und zu einem Spazierganz auffordern. Das geht auch für kurze 15-Minuten-Sequenzen. Schnell Schuhe und Jacke an und eine kleine Runde um den Block mit dem Kollegen im Ohr bzw. am Handy. Gemeinsam wird in der Zeit fernmündlich eine Problemstellung diskutiert oder schon erste Lösungsansätze erarbeitet, die man dann anschließend im virtuellen Plenum vorstellen lassen kann. Bietet sich auch hervorragend für den ermüdenden Moment nach der Mittagspause an.
4. Weekly Stand-Up
Sie können sich mit ihrem Team natürlich auch am virtuellen Stehtisch treffen. Sie hatten früher im Großraumbüro die Angewohnheit nach dem Mittagessen noch einen gemeinsamen Kaffee am Stehtisch zu trinken? Planen Sie dafür ein wöchentliches Stehtisch-Treffen z.B. auch direkt nach der Mittagszeit, in der Sie die KollegInnen bitten auch zu Hause zu stehen. Das geht sowohl für informelle Treffen als auch für formal-inhaltliche Besprechungen. Die Idee kommt ursprünglich aus der agilen Scrum-Welt. Dort findet diese Form zum Teil täglich statt, dafür eben kurz (10 bis 15 Minuten). Es sorgt dafür, dass die Teilnehmenden konzentriert bei der Sache bleiben. Das macht die meisten Besprechungen nicht nur kürzer, sondern auch effizienter.
5. Check Out mit einem virtuellen Hühnerstall
„Ein Bild sagt mehr als 1000-Worte“. Diesen Satz können Sie sich zum Beispiel am Ende einer langen Diskussion oder eines Workshops zu Nutze machen indem Sie eine Graphik mit unterschiedlichsten Gesichtsausdrücken einblenden und die Teilnehmer bitten sich für einen Gesichtsausdruck zu entscheiden und ggf. auch zu erklären, warum. In der Kurzvariante (in Workshops mit sehr vielen Teilnehmenden) reicht es auch, wenn alle den gewählten Gesichtsausdruck einfach nur markieren und in den Kommentaren vielleicht noch etwas dazu schreiben.
Von den Machern des Online-Trainer-Playbooks gibt es dafür z.B. einen virtuellen Hühnerstall, den man an dieser Stelle einblenden kann und der die Diskussion auf humorvolle Weise zu Ende bringen kann.
Ehre wem Ehre gebühret:
Das Online-Trainer-Playbook ist ein visuelles Ausrufezeichen gegen die Verwahrlosung von Online-Meetings und bietet 25+ Anleitungen und Vorlagen für die besten Online-Meeting Methoden. Alle sind liebevoll von Hand gemacht und für den täglichen Einsatz als „Copy and Paste“-Variante bestimmt.
Neben dem Online-Trainer-Playbook stammen die genannten Ideen aus dem Online-Workshop zur Digitalkultur von Moderatio digital.
Noch mehr kreative Online-Methoden gibt’s auch in dem Buch: 80 Spiele fürs Live-Online-Training.